Brexit - welche Folgen hat er für Handyverträge und Roaming Gebühren?
Seit rund drei Jahren hält das Thema Brexit nicht nur Großbritannien, sondern die gesamte Europäische Union auf Trab und sorgt für zahlreiche Unsicherheiten in vielen Bereichen, sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen. Ein Ende ist auch jetzt im Frühjahr 2019 nicht abzusehen. Verlassen die Briten die EU? Bleiben sie mit einem Bein drin? Oder wird der Austritt am Ende doch noch abgeblasen? Für Dich als Mobilfunkkunde stellt sich im Falle eines Austritts die Frage: Hat der Brexit Auswirkungen auf meinen Handyvertrag? Und wenn ja, welche? Erhöhen sich die Roaming Gebühren für Großbritannien oder bleiben die Kosten unverändert?
Grundsätzliches zum Roaming
Der englische Ausdruck Roaming heißt auf Deutsch "Umherwandern". Im Zusammenhang mit mobilen Endgeräten wie Smartphones, Handys und Tablets versteht man darunter die Nutzung ausländischer Netze, und zwar in dem jeweiligen Land. Fälschlicherweise glauben manche User, dass mit Roaming auch Gespräche oder Kurznachrichten von Deutschland ins Ausland gemeint sind. Dies ist nicht der Fall. Bei Tarifhaus ist allerdings bei vielen Tarifen das International Paket 100 inklusive! Damit kannst Du jeden Monat 100 Frei-Minuten INS EU-Ausland und viele weitere Länder telefonieren (u.a. Russland, Türkei, USA).
Was wird aus dem EU Roaming?
Extra Roaming Gebühren innerhalb der EU sind seit dem 15. Juni 2017 Vergangenheit. Verbraucher, die ihr Handy im EU-Ausland nutzen, zahlen genauso viel wie bei ihrem Anbieter in ihrem Heimatland. Dies gilt bisher auch für das Roaming in Großbritannien. Sollte das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlassen, müssen - unabhängig von einem geregelten oder ungeregelten Brexit - die Verträge zwischen den Providern auf der Insel und auf dem Kontinent eigentlich neu ausgehandelt werden.
Das heißt allerdings noch nicht, dass die Roaming Gebühren in Großbritannien automatisch wieder ansteigen werden, denn der Brexit ist zunächst eine politische Entscheidung. Inwieweit einzelne Mobilfunkanbieter die Preise für das Roaming in Großbritannien wieder einführen oder alles beim Alten belassen, ist ihre (privatwirtschaftliche) Angelegenheit. Außerdem gibt es Lösungen, die beispielsweise von Ländern wie Norwegen, Island oder Liechtenstein praktiziert werden. Diese Staaten sind keine Mitglieder der EU, nehmen aber trotzdem an der Verordnung über das EU Roaming teil.
Was planen die Telekom, Vodafone und o2?
Die drei großen Mobilfunkanbieter in Deutschland - die Telekom, Vodafone und o2 - haben bereits Stellungnahmen zum Thema Roaming in Großbritannien nach einem Brexit abgegeben.
Bei der Telekom hat der Brexit zunächst keine Auswirkungen auf den Handyvertrag. Das Unternehmen will Großbritannien auch weiterhin wie ein Mitgliedsland der Europäischen Union behandeln. Kunden mit der "All-inclusive-Option", die aktuell zum Beispiel auch für die Schweiz als Nicht-EU-Land gilt, zahlen also für das Roaming in England, Schottland, Wales und Nordirland keinen Cent mehr. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob diese Preispolitik auch in Zukunft Bestand haben wird.
Ähnliche Töne kommen von Vodafone. Das Unternehmen ist mit der großen Tochtergesellschaft Vodafone UK im Vereinigten Königreich direkt vertreten. Laut eigener Aussage sieht man keine Anzeichen dafür, dass Großbritannien im Falle eines Brexits aus der europäischen Regelung für Roaming Gebühren aussteigen will. Sollte es dennoch dazu kommen, könnte Vodafone seine Easy Travel Optionen, die bisher bereits für die USA, Kanada, die Schweiz und Türkei gelten, auf Großbritannien ausdehnen. Vodafone ist allerdings ein Sonderfall, da nicht nur die Tochtergesellschaft Vodafone UK in London ihren Sitz hat, sondern auch die Zentrale. Die Unternehmensführung denkt nämlich darüber nach, im Falle eines Brexits ihren Standort in ein anderes Land zu verlegen.
Bei der Konzernmutter Telefónica, die mit o2 UK ebenfalls eine große Tochtergesellschaft auf der Insel betreibt, kann es sein, dass bei einem Ende der EU-Roaming-Regulierung Großbritannien theoretisch in die Weltzone 2 oder 3 rutscht. Das Unternehmen geht allerdings nicht davon aus, dass es dazu kommt. Ausgehende Gespräche aus der Weltzone 3 nach Deutschland kosten derzeit 1,49 EUR pro Minute, eingehende Gespräche 0,69 EUR. SMS werden mit 0,39 EUR berechnet, die Nutzung von mobilem Internet mit 0,99 EUR/MB oder 1,99 EUR für 6 MB, je nach gewähltem Basistarif. Konkretere Aussagen zu diesem Thema können allerdings aktuell nicht gemacht werden. Eins ist aber sicher: Vorerst ändert sich nichts.
Die Mobilfunkbetreiber haben freie Hand
Kommt es zum Brexit, liegt es alleine bei den Mobilfunkbetreibern, wie sie das Roaming in Großbritannien demnächst handhaben. Verbindliche Regelungen der EU fallen dann weg. Jedes Unternehmen könnte theoretisch frei über neue Roaming Gebühren entscheiden. Wahrscheinlich werden die großen Anbieter aber zumindest in der ersten Zeit keine Änderungen vornehmen, denn rein technisch gesehen hat der Brexit keine Auswirkungen, und eine Erhöhung der Preise würde wohl zu einem erheblichen Imageverlust führen.
Fazit
Ein endgültiges Fazit können wir Dir an dieser Stelle nicht geben. Denn so lange nicht geklärt ist, ob das Vereinigte Königreich aus der EU austritt oder nicht, und falls es austritt, in welcher Form dies geschieht, muss die Frage nach dem zukünftigen Roaming in Großbritannien unbeantwortet bleiben. Solltest du einen Vertrag mit der Telekom oder mit Vodafone haben, brauchst Du Dich auch bei einem Brexit wohl erstmal nicht weiter um das Roaming in England, Schottland, Wales und Nordirland zu kümmern. User, die viel in UK unterwegs sind und ihr Mobiltelefon dort stark nutzen, sollten sich allerdings schon Gedanken machen, ob ihr Anbieter dann noch erste Wahl sein kann - sollte Großbritannien nicht mehr in der EU-Roaming-Regulierung enthalten sein. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, wie es viele Nutzer mit ihrem Handy im Ausland tun, das nicht zur EU gehört, auf jeweils inländische Prepaid-Karten für die Dauer des Aufenthalts zurückzugreifen.
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